Nun, zuerst einmal wollte ich mir beweisen, dass ich ein ganzer Kerl bin, der auch etwas aushält. Und dann sollten alle anderen staunen, wenn sie Postkarten von mir aus aller Herren Länder bekämen. Ein Holländer winkte gestenreich ab, er fährt nur bis da und da, habe ich nicht genau verstanden. Aber dass dies nicht mein Lift werden würde, hatte ich begriffen.
Eigentlich ein komisches Volk diese Brummifahrer. Sie sitzen da in ihrem Dreizigtonner Diesel und wissen, ihnen gehört die Straße. Unverschämtheit oder doch nur die ganz normale Folge des erhöhten Standpunktes, oder besser gesagt: Sitzpunktes?
Mein allererster Lift endete weit nach Mitternacht irgendwo auf der Autobahn bei Oldenburg. In meiner Verzweiflung nahm ich den erstbesten LKW-Fahrer, der nicht Nein sagen konnte, und mich tatsächlich mitnehmen wollte. Da machte s dann auch nichts, dass er nur einen Teil des Weges meiner Route fuhr. Ich tastete mich langsam vor und fing an zu reden. Die Themenauswahl fiel mir trotz vorgerückter Stunde nicht schwer, da ich vorgab neugierig zu sein auf alles was mit LKWs zu tun hat. Irgendwie haben die schon merkwürdige Ansichten diese Brummi-Fahrer. Es war aber erst ein kleiner Vorgeschmack auf das, was da noch auf mich warten sollte.
Ich war etwas erstaunt, mit welcher Sorglosigkeit der große Laster auf der Autobahn einfach anhalten konnte, um mich vor einem AB-Kreuz abzusetzen. Natürlich war es schon spät und die Autobahn war nicht voll befahren, aber es nötigte mir schon eine gehörige Portion Achtung ab. Und wie ich noch darüber nachdachte, was mir der Fahrer über meinen Weg gesagt hatte, marschierte ich, den Rucksack geschultert, die steilen Treppenstufen herab auf eine Landstraße. Es war Vollmond und so hatte ich keine Schwierigkeiten, meinen Weg zu finden. Es war als gerade so, als wenn die Götter mir bei meinen ersten zaghaften Versuchen als Globetrotter beistehen wollten. So marschierte ich um 2 Uhr morgens auf einer idyllischen Landstraße in der Nähe von Oldenburg bei Vollmond über die Felder.